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La Traviata – Entstehung, Hintergründe und Besonderheiten

Wie entstand Verdis Meisterwerk La Traviata? Entdecken Sie die Entstehungsgeschichte, Hintergründe und musikalischen Besonderheiten dieser weltberühmten Oper.
Wie entstand Verdis Meisterwerk La Traviata? Entdecken Sie die Entstehungsgeschichte, Hintergründe und musikalischen Besonderheiten dieser weltberühmten Oper.
Die Begegnung mit "La Dame aux camélias"
Im Frühjahr 1852 hielt sich Giuseppe Verdi in Paris auf. Aufmerksam verfolgte er die Theaterszene. Das Schauspiel La Dame aux camélias von Alexandre Dumas dem Jüngeren, das auf dessen gleichnamigem Roman basierte, fand seine besondere Aufmerksamkeit.
Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem jungen Armand Duval und der kranken Kurtisane Marguerite Gautier beeindruckte Verdi nachhaltig. Die emotional packende Handlung und die moderne, gesellschaftskritische Thematik faszinierten den Komponisten.
Verdi erkannte das musikalisch-dramatische Potenzial des Stoffes. Schon wenige Wochen später sicherte er sich die Rechte für eine Opernfassung. Im November 1852 bat er seinen Librettisten Francesco Maria Piave bei dessen Besuch in Verdis Villa in Sant'Agata, die Geschichte für eine Oper zu adaptieren. Wer die Handlung im Detail nachlesen möchte, findet sie in unserer Inhaltsangabe von La Traviata.
Aus "Liebe und Tod" wird durch die Zensur "La Traviata"
Der Stoff aus Die Kameliendame, wie das Theaterstück auf Deutsch heißt, war kühn und unkonventionell. Es gab nur ein Theater, an dem ein derartiger Stoff eine Chance hatte, ohne größere Eingriffe auf die Bühne zu kommen: Das Teatro La Fenice in Venedig. Tatsächlich erhob die Zensur kaum eine Änderung, setzte aber eine Änderung des Titels durch. Ursprünglich sollte die Oper "Amore e morte", also "Liebe und Tod" heißen, aber daraus sollte "La Traviata" werden - ein Titel, den wir bis heute kennen.
Vom Neujahrstag 1852 ist überliefert, dass Verdi triumphierend über die Kameliendame mitteilte: "… ein Stoff unserer Zeit. Andere hätten sich wohl der Kostüme, der Zeit und tausend anderer törichter Bedenken wegen nicht daran gewagt. Ich tue es mit dem größten Vergnügen".
Uraufführung 1853 - vom Fiasko zum Welterfolg
Am 6. März 1853 war die Premiere von La Traviata in Venedig - genauer gesagt: die Uraufführung. Sie wurde mit wenig Begeisterung aufgenommen. Doch die Legenden stimmen nicht: Die Oper fiel nicht durch, weil sie in zeitgenössischen Kostümen aufgeführt wurde. Die Zeit in der Oper war schon zur Premiere auf den Beginn des 18. Jahrhunderts zurückgedreht worden.
Auf der Bühne passte dennoch vieles nicht zusammen. Violetta trat in einem Rock auf, der zur Krinolinenmode zwischen 1842 und 1870 gehörte, also in die Zeit der Uraufführung. Gleichzeitig trugen die Männer Allongeperücken, die aus der Zeit zwischen 1665 und 1715 stammten.
Fanny Salvini-Donatelli war die erste Violetta. Als "altmodischer" Koloratursopran ist von ihr eine hervorragende Leistung im 1. Akt überliefert, die viel Applaus erhielt. Im weiteren Verlauf konnte sie ihre besonderen Fähigkeiten jedoch weniger gut zur Geltung bringen - sicherlich auch, weil die Rolle der Violetta lange Bögen und viel Ausdruck erfordert. So dauerte es noch einige Zeit, bis La Traviata ein Erfolg wurde. Mehr spannende Fakten und Hintergründe zu La Traviata finden Sie auf opernfan.de!
Musikalische und dramaturgische Neuerungen bringen Erfolg
Verdi war mit dem Premierenabend unzufrieden und lehnte eine Aufführung an einem anderen Ort zunächst ab. Er wartete lieber auf eine bessere Besetzung - und verzichtete dadurch auf erhebliche Einnahmen.
Ein Jahr später wurde La Traviata am Teatro Gallo (ehemals San Benedetto) in Venedig neu inszeniert. Der Besitzer Antonio Gallo überzeugte Verdi, kleinere Änderungen vorzunehmen, um die Oper zu straffen. Verdi überarbeitete fünf Nummern der Oper, was die Wirkung deutlich steigerte.
Alles klappte: Librettist Piave leitete die Neuinszenierung, Verdi reiste ab. Die zweite Inszenierung wurde ein voller Erfolg. Die "arme Sünderin", wie Verdi Violetta nannte, war rehabilitiert und entwickelte sich zu einer der beliebtesten Opern des Komponisten.
La Traviata im Kontext von Verdis Gesamtwerk
La Traviata entstand in einer besonders produktiven und erfolgreichen Phase von Giuseppe Verdis Schaffen. Zwischen Rigoletto (1851) und Il trovatore (1853) komponierte Verdi drei seiner heute populärsten Opern innerhalb weniger Jahre. Mit La Traviata beschritt er neue Wege: Er wählte ein zeitgenössisches Sujet, das seinem Publikum unmittelbar vertraut war, und verzichtete auf historische Verkleidungen.
Die Oper gehört zu Verdis sogenannter "mittlerer Schaffensperiode", in der er dramatische Charakterzeichnung, melodische Ausdruckskraft und gesellschaftliche Themen meisterhaft verband. Durch die psychologische Tiefe der Figuren und die kompromisslose Konzentration auf die persönliche Tragödie von Violetta nimmt La Traviata in Verdis Werk eine Ausnahmestellung ein - und weist zugleich auf die noch größere Reife seiner späten Meisterwerke wie Aida oder Otello voraus.