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Foto © Alexander Hildebrand

Dmitri Tcherniakov zeigt uns "Die Walküre" in der der Berliner Staatsoper Unter den Linden als spannenden Krimi... 

Dmitri Tcherniakov zeigt uns "Die Walküre" in der der Berliner Staatsoper Unter den Linden als spannenden Krimi... 

In der Staatsoper Berlin ist die Geschichte von Wotan und seinen neun Töchtern jetzt in einer Neuinszenierung zu sehen, die Dmitri Tcherniakov verantwortet. Nach dem Vorabend des Bühnenfestspiels nimmt in der zweiten Oper des vierteiligen Zyklus „Der Ring des Nibelungen“, in der Oper die „Die Walküre“, die Handlung schnell Fahrt auf.

Bereits der Vorabend der Wagner-Opern, „Das Rheingold“ konnte als „geglücktes Experiment“ bezeichnet werden. Schließlich hat Tcherniakov die Handlung in die Siebziger Jahre und in das Experimentallabor E.S.C.H.E. verlegt, dessen Leiter der Göttervater Wotan zu sein scheint.

Zu Beginn der Walküre steht Wotan (unvergleichlich eindrücklich: Michael Volle) in seinem Büro und beobachtet den ersten Akt der Handlung durch ein Fenster, es ist also sein spionierender Blick in die Wohnung der im ersten Akt agierenden drei Hauptfiguren. Sigmund trifft Sieglinde, sie werden von Hunding bedroht, finden aber als Liebespaar zueinander und als Geschwisterpaar zu tiefem Verständnis. Sigmund ist auserwählt, das Schwert Nothung aus der Wand des Hauses (eigentlich: aus der Esche!) zu ziehen. Nur er, Wotans mit einer unbekannten Menschenfrau gezeugtes Kind, hat die Kraft dazu.

Bereits hier wird die in anderen Inszenierungen oft lähmend langsame Darstellung zu einem abwechslungsreichen Krimi. Überhaupt, es ein Krimi! Sigmund ist nach Tcherniakovs Lesart ein polizeibekannter, in den Nachrichten gesuchter Verbrecher.

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Am Ende blickt Brünhilde in die Ferne... schläft sie schon ? (Brünnhilde: Anja Kampe) | Foto © Alexander Hildebrand | opernfan.de |

Schon bis zum Ende des ersten Aktes begeistert die stringente, dichte Personenführung, die darstellerischen Möglichkeiten der agierenden Künstlerinnen und Künstler und, wie könnte es nach dem eindrücklichen Rheingold-Auftakt auch anders sein, der sängerische Ausdruck der Beteiligten und die musikalischen Differenzierungen der Staatskappelle.

Große „Meinungsverschiedenheiten“ von Wotan und Fricka (molto espressivo: Claudia Mahnke) stehen am Beginn des zweiten Aktes. Die Walküre Brünnhilde (wie immer in Hochform mit fulminanten stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten: Anja Kampe) soll Sigmund im Duell mit Hunding schützen, Fricka steht aber auf Hundings Seite. Ohne jetzt die vielen guten Ideen zur Auffrischung der Handlung Punkt zu Punkt zu schildern, sei hier nur kurz gesagt: Jedes neu gezeichnete Detail der Figuren, die Flucht von Sigmund und Sieglinde „in den Untergrund“, der Kampf von Sigmund und Hunding und das Zerschmettern des Schwertes durch Wotan, alles ist durchgehend einfallsreich inszeniert und schlichtweg spannend dargestellt.

Der dritte Akt spielt schließlich in den am schwächsten empfundenen Teil des Bühnenbildes, einer Art halbrundem Hörsaal. Tcherniakov ist sein eigener Bühnenbildner, aber hier sei besonders herausgehoben, dass das bisher gesehene Ring-Bühnenbild akustisch sehr vorteilhaft ist. Alles darf sängerfreundlich relativ weit vorne gespielt werden, oft in engen, nach vorne offenen Räumen oder sogar im holzgetäfelten Halbrund, dass den Gesang (Walkürenritt!) besonders gut in den Zuschauerraum bringt. Da sehen wir auch gerne mal über ein paar triste Holzwände hinweg.

Die herausragenden Leistungen der Sängerinnen und Sänger begeistern uns besonders im dritten Akt. Schließlich erfährt Sieglinde, dass sie schwanger ist und Siegfried ihr Kind sein wird (Gänsehaut ist für Opernfans in diesem Opernhaus garantiert von „ein Wälsung wächst Dir im Schoß“ bis „O hehrstes Wunder!“, wie selbstverständlich und in beeindruckendem Forte und mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit von Anja Kampe gesungen. ) Auch Vida Miknevičiūtė, zum Spiel eines etwas übertriebenen Baby-Bauchwehs gezwungen, lässt ihre beeindruckende Sopranstimme im dritten Teil von „Die Walküre“ besonders strahlen.

Die Walküre

Erster Tag des Bühnenfestspiels
Der Ring des Nibelungen (1870)
Text und Musik von Richard Wagner
Die Oper "Die Walküre" dauert etwa 5 Stunden inklusive zwei Pausen

Mitwirkende

Musikalische Leitung: Christian Thielemann
Inszenierung, Bühnenbild: Dmitri Tcherniakov
Kostüme: Elena Zaytseva
Licht: Gleb Filshtinsky
Video: Alexey Poluboyarinov
Dramaturgie: Tatiana Werestchagina, Christoph Lang

Sigmund: Robert Watson
Sieglinde: Vida Miknevičiūtė
Hunding: Mika Kares
Wotan: Michael Volle
Brünnhilde: Anja Kampe
Fricka: Claudia Mahnke
Gerhilde: Clara Nadeshdin
Helmwige: Flurina Stucki
Waltraute: Michal Doron
Schwertleite: Alexandra Ionis
Ortlinde: Anett Fritsch
Siegrune: Natalia Skrycka
Grimgerde: Anna Lapkovskaja
Rossweisse: Kristina Stanek

Staatskapelle Berlin

Besuchte Vorstellung: Sonntag, den 16. Oktober 2022, zweite Vorstellung nach der Premiere von „Der Ring des Nibelungen“ Anfang Oktober 2022.

Beim TV-Sender ARTE wird der gesamte „Ring des Nibelungen“ ab 19. November 2022 für mehrere Wochen als Stream abrufbar sein.

Website der Staatsoper Berlin (öffnet in neuem Fenster)

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