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Foto © Alexander Hildebrand |

Berlin ist ab sofort ein Hotspot für Mozartfans, denn in der Staatsoper unter den Linden hatte Don Giovanni in einer Inszenierung von Vincent Huguet Premiere. 

Berlin ist ab sofort ein Hotspot für Mozartfans, denn in der Staatsoper unter den Linden hatte Don Giovanni in einer Inszenierung von Vincent Huguet Premiere. 

Berlin ist ab sofort ein Hotspot für Mozartfans, denn in der Staatsoper Unter den Linden hatte Don Giovanni in einer Inszenierung von Vincent Huguet Premiere. Damit ist die etwas schwerfällig bezeichnete Mozart-Da-Ponte-Trilogie in einer durchgängigen Handschrift komplett. Cosi fan Tutte und Le Nozze di Figaro (auf Deutsch: Figaros Hochzeit) waren bereits schon zu sehen. Als krönender Abschluss ist jetzt Don Giovanni fertig. Damit ist ein inhaltlich zusammenhängender Zyklus komplett, der von Vincent Huguet und Daniel Barenboim gemeinsam konzipiert wurde.

In der Inszenierungsreihe spannt das Regieteam einen Bogen von den Umbrüchen der 1968er Bewegung über die 80er Jahre bis in die heutige Zeit. Cosi fan Tutte spielt also in den Jahren der Flowerpower, Figaros Hochzeit vor rund 40 Jahren und Don Giovanni ist in die heutige Zeit der Modewelt, der Fotografie und Selfiesucht angesiedelt. Ist „Cosi“ noch die Jugend und die Lehrzeit der Figuren, geht es im „Figaro“ um das Eheleben und die Midelife crises am Hofe des Grafen Almaviva, so handelt Don Giovanni von der Reifezeit bis zum Tod, wie es Vincent Huguet im Programmheft ausführt.

Die Figuren der Oper Don Giovanni sehen also aus wie Sie und ich und tragen die Kleidung von heute. Zu Beginn beschwert sich Leporello unter einem „United Colors of Benetton“-Plakat über seinen Chef, anschließend kommen der Rüpel und Donna Anna auf die Straße. Neu ist bei der vorliegenden Werkinterpretation, dass Donna Anna nicht nur von Don Giovanni verführt wird, sondern auch verführt. Verzichtet wird anschließend auf das Gefecht mit Schwertern und der Komtur stirbt durch eine Kopfwunde nach einem Sturz auf einen Steinklotz.

Danach beginnt das Spiel von Don Giovanni und er führt sie alle an der Nase herum, aber sie wehren sich! Donna Elvira als superschlechtgelaunte Verlassene ruiniert nebenbei die Kamera-Ausrüstung des erfolgreichen Fotografen Giovanni, Zerlina versucht mit mäßigem Erfolg, ihn zu anständigem Benehmen zu zwingen und Donna Anna überwindet mit Hilfe des treuen Don Ottavio ihre Trauer. Am Ende fährt Don Giovanni auf einer Bahre von der Leichenhalle in die Hölle. Auf das Ende angestoßen wird mit einem Blue-Curacao-Cocktail, der mit süßen Erdbeeren dekoriert ist. Lecker!

Wer Don Giovanni mit Puderperücke in Rokoko-Räumen erwartet, wird in der Staatsoper überrascht. Aber die Oper Don Giovanni ist ideal für den Transfer ins Hier und Jetzt, denn es geht im Stück immer um die ewigen Themen Liebe und Beziehung, damals wie heute. Die Übersetzung in die heutige Zeit gelingt Vincent Huguet, denn Slapstick oder überdosierte Späße bleiben aus. Vielmehr hat er mit den Opernsängerinnen und Opernsängern eine große Natürlichkeit in der Darstellung erarbeitet, wodurch auch die schnellen Rezitative, die ja eigentlich die Handlung voran bringen, besonders interessant klingen. Sprache, Darstellung und Musik bilden an diesem Abend eine besonders gute Einheit. 

Michael Volle als Don Giovanni, in dieser Rolle zuletzt 2013 in der Deutschen Oper Berlin zu hören, hat im Gesang eine Leichtigkeit erreicht, die ihresgleichen sucht. Er pendelt mit Blitzgeschwindigkeit zwischen Forte, Mezza voce und leisen, fast gehauchten Tönen. Faszinierend zu hören ist, wie das fiese der Figur Don Giovanni bei Volle immer in den zurückgenommenen Tönen am stärksten durchkommt. Beeindruckend ist, dass alles so wirkt, als würde er es aus dem Ärmel schütteln.

Außer Volle als Don Giovanni und Peter Rose als Komtur sind alle Sänger in der ersten Hälfte ihrer Bühnenlaufbahn. Ein echtes Juwel ist die Donna Anna von Slávka Zámečníkovác. Sie bringt den erforderlichen dramatischen Einschlag in der Höhe mit und, wie könnte es im Team Barenboim auch anders sein, eine besonders schöne Stimme. Ganz ähnlich nutzt auch Bogdan Volkov als Don Ottavio seine Chancen in den großen Arien, sich mit lyrischen Momenten und einem interessanten Kern im Forte zu profilieren. Elsa Dreisig als Donna Elvira lässt uns auf Twitter wissen, dass sie die Partie hoffentlich viele Jahre im Repertoire haben kann, es wäre zu begrüßen (Ihr sympathisches Video öffnet hier in einem neuen Fenster)! Riccardo Fassi als Leporello, noch im letzten Jahr als Don Giovanni in London zu hören, überzeugt mit bassigem Schönklang und witzigem Spiel. David Oštrek als Masetto und Serena Sáenz singen schließlich ein liebliches Bauernpaar, wobei erneut zu bemerken ist, dass gerade Zerlina stets ein Publikumsliebling ist und Serena Sáenz sich den Berlinern für weitere bedeutende Partien empfiehlt.

Schön zu sehen, wie Daniel Barenboim die dynamischen Feinheiten gestaltet und die Sänger zuverlässig über viele musikalische Klippen hinwegführt. Schließlich sei noch bemerkt, wie gut sich die Stimmen mischen und sich in den Duetten, Terzetten und anderen Ensemblestücken zum Barenboim’schen Mozartklang mischen. Lang anhaltender Applaus und Standing Ovations rundeten diesen schönen Premierenabend ab, der Sternstunden der Mozartinterpretationen bildet.

Mitwirkende

  • Musikalische Leitung: Daniel Barenboim;
  • Inszenierung: Vincent Huguet;
  • Bühnenbild: Aurélie Maestre;
  • Kostüme: Clémence Pernoud;


Premiere am 2. April 2022

  • Don Giovanni: Michael Volle
  • Donna Anna: Slávka Zámečníkovác
  • Don Ottavio: Bogdan Volkov
  • Commendatore: Peter Rose
  • Donna Elvira: Elsa Dreisig
  • Leporello: Riccardo Fassi
  • Masetto: David Oštrek
  • Zerlina: Serena Sáenz

Staatsopernchor, Staatskapelle Berlin

Einige Hinweise für Ihren Opernbesuch in der Staatsoper unter den Linden

Website mit der Möglichkeit, Karten für die Staatsoper zu bestellen: www.staatsoper-berlin.de

Das Opernhaus Staatsoper Berlin hat die Adresse Unter den Linden 7 in 10117 Berlin.  
Am bequemsten erreichen Opernfans die Staatsoper mit der S-Bahn (S+U Friedrichstraße) oder über die Haltestelle der U5, "Museumsinsel". 
Parken können Sie in der Parkgarage Staatsoper. Dort können sie das Parkticket vor der Vorstellung lösen, wenn sie noch vor der Vorstellung den "Theatertarif" am Automaten auswählen. 

Opernfan.de dankt der Staatsoper für die freundliche Unterstützung bei der Berichterstattung. 


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