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| Plácido Domingo (Macbeth), Anna Netrebko (Lady Macbeth) | Foto © Bernd Uhlig |

Opernfan.de berichtet hier von der dritten Aufführung von "Macbeth" mit zwei Weltstars in den Rollen des unheimlichen Königspaares...

Opernfan.de berichtet hier von der dritten Aufführung von "Macbeth" mit zwei Weltstars in den Rollen des unheimlichen Königspaares...

Es gibt Abende im Berliner Opernleben, an denen alles stimmt. Jetzt feierte Verdis Grusel-Oper „Macbeth“ nach Shakespeares dunklem Königsdrama Premiere. Opernfan.de berichtet hier von der dritten Aufführung der Serie am Sonntag, den 24. Juni 2018. Dieser Abend in der Staatsoper Berlin war so ein sehr überzeugendes, unvergessliches Ereignis. 

[Um die offiziellen Fotos der Aufführung auf opernfan.de zu sehen, folgen Sie bitte diesem Link

Zunächst besticht in der Inszenierung von Altmeister Harry Kupfer das von Hans Schavernoch entworfene Bühnenbild. Es besteht aus zwei wesentlichen Elementen, deren Wechsel als offener Umbau durch Heben und Absenken des gesamten vorderen Bühenbereiches erreicht wird. Der neuen Hubanlage sei Dank.

Das erste Bühnenbild („draußen“) dient als dunkler Wald und Hexenwiese (in dieser Inszenierung: Schlachtfeld), das zweite Bild („drinnen“) ist der Palast des titelgebenden Paares und der Bankettsaal.
Nach unserer Auffassung gehören offene Umbauten, bei denen ganze Landschaften und Gebäude verschwinden und wieder auftauchen in die Kategorie „das sieht jeder gern“. Die Wechsel sehen also „einfach gut“ aus. So ist auch bereits der erste Auftritt der dämonischen Lady Macbeth theatralisch effektvoll: Während sie aus der Versenkung nach oben gefahren wird, sitzt die spätere Königin im dunkel marmoriertem Palast auf einem weißen Ledersofa im gleißenden Licht, den Brief über die Weißsagungen lesend.

Besonders wirkungsvoll sind in dieser Inszenierung auch die von Thomas Reimer entworfenen und eingespielten Videoprojektionen auf dem hinteren, großen Bühnenprospekt. Aus einem Schlachtfeld mit feuerschlagenden Bomben, die an moderne Videospiele erinnern, werden in sekundenschnelle Mauern von Palästen und standfeste Eichen rückseitig des Bankettsaals.

Seit der Premiere von „Macbeth“ eine Woche vor der besuchten Aufführung war nun schon viel über die Interpretation und die stimmliche Verfassung von Anna Netrebko als Lady Macbeth zu hören. Was wir vom Hörensagen mitbekamen, lässt sich nicht immer nachvollziehen.
Wie soll man eine Statement nachvollziehen, die derzeit gefragteste Opernsängerin der Welt würde in der unteren Lage drücken? Richtig ist, dass ihre Stimme in der unteren Lage dunkel ist, sie aber alle Töne locker und offen singt. Zweifelhaft auch, das Fehlen oder Misslingen von Trillern anzumerken. Sie waren in der besuchten Vorstellung präzise ausgeführt. In der besuchten dritten Vorstellung der Serie präsentiert sich die Ausnahme-Sängerin nämlich in Bestform. Ihre erste, sehr lange Arie kann noch niemals so interessant, klangvoll und tiefsinnig gestaltet wie in diesen Tagen in Berlin gehört worden sein. Dass jede Note des Abends durchdacht scheint, ist zu erwarten, aber dass die Rolle so intensiv, künstlerisch überzeugend und ohne jeden Flüchtigkeitsfehler präsentiert wird, passiert nicht alle Tage.

Plácido Domingo war als Tenor ein Weltstar. Er rundet seine für das Genre Oper herausragenden Leistungen aus dieser Zeit seit einigen Jahren im etwas tiefer gelegenen Bariton-Fach ab. Rund zehn Baritonrollen hat er mit großem Erfolg gesungen, wobei das Debut als Rodrigo in „Don Carlo“ an der Oper von Los Angeles im Herbst 2018 noch bevor steht.
Als Macbeth wendet er den gerade stets von ihm für alle Sängerinnen und Sänger geforderten Verdi-Stil an. Damit ist gemeint, dass reife Sängerinnen und Sänger für Verdi mehrere Stimmen in sich haben müssen, die alle an einem Abend präsentiert werden sollten. Domingo klingt mal wie ein verletzlicher junger Mann, in anderen Szenen wie ein tragischer Held. Gerade in den Duetten und im überzeugenden Zusammenspiel mit Anna Netrebko als Lady Macbeth gelingen hier einige Sternstunden des Verdi-Gesangs.

Im übrigen ist nochmal zu bemerken, dass die neue, verbesserte Akustik der Staatsoper für Verdi-Opern optimiert zu sein scheint. Zum einen können sich Sänger, Chor und Orchester auf ein Durchdringen ihrer Musik im gesamten Opernhaus verlassen, zum anderen ermöglicht die Akustik ein transparentes Hören der unterschiedlichen Stimmen in allen Tuttistellen. Am schönsten dabei ist, dass alle Solisten noch in den Fortestellen unterscheidbar sind und sie mit dem Klang des Chores und des Orchesters perfekt abgemischt klingen.

Neben den genannten Sängern gestaltet Fabio Sartori seine mittelgroße Rolle des Macduff mit überbordendem italienischem, tenoralem Charme. Kwangchul Youn als Banquo-Bass überzeugt mit schönem Timbre und aussdrucksstarker tiefer Lage. Für diese Choroper hat Martin Wright mit dem Staatsopernchor ein paar nie gehörte Akzente erarbeitet.

Im lesenswerten Programmheft (7 €) erfährt man auch aus dem Protokoll einer szenischen Probe mit dem Chor, wie Harry Kupfer seine Ideen für die Bühne aus der Musik entwickelt und sie meist mit musikalischen Begründungen dem Chor erläutert. So macht diese sehenswerte Inszenierung auf Grundlage der dunklen, dämonischen und hörenswerten Musik sehr viel Sinn. Und ein sehr spannendes Theaterstück ist sowieso die Grundlage von Verdis königlichster Oper.

Macbeth

Melodramma in vier Akten (1847/1865)
Musik von Giuseppe Verdi
Text von Francesco Maria Piave mit Ergänzungen von Andrea Maffei

Nach "The Tragedy of Macbeth" von William Shakespeare in der italiensichen Übersetzung von Carlo Rusconi

  • Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
  • Inszenierung: Harry Kupfer
  • Bühnenbild: Hans Schavernoch
  • Kostüme: Yan Tax
  • Licht: Olaf Freese
  • Video: Thomas Reimer
  • Regiemitarbeit: Derek Gimpel
  • Chor: Martin Wright
  • Dramaturgie: Detlef Giese 
  • Macbeth: Plácido Domingo
  • Banquo: Kwangchul Youn
  • Lady Macbeth: Anna Netrebko
  • Kammerfrau: Evelin Novak
  • Macduff: Fabio Sartori
  • Malcolm: Florian Hoffmann
  • Arzt: Dominic Barberi
  • Mörder, Erscheinung: Jan Martinik
  • Diener: Thomas Vogel
  • Erscheinungen: Raphael Küster, Niels Domdey

Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin

Nach den Aufführungen in dieser Spielzeit wird die Oper "Macbeth" in der Spielzeit 2018/2019 erneut Aufgeführt. Die Besetzung und die Termine entnehmen Sie bitte der Website der Staatsoper. 

Website mit der Möglichkeit, Karten für die Staatsoper zu bestellen: www.staatsoper-berlin.de

Das Opernhaus Staatsoper Berlin hat die Adresse Unter den Linden 7 in 10117 Berlin.  
Am bequemsten erreichen Opernfans die Staatsoper mit der S-Bahn (S+U Friedrichstraße) oder mit der U2 (Hausvogteiplatz oder Stadtmitte). Die Busse der Linien 100 und 200 halten direkt vor dem Opernhaus. 
Parken können Sie in der Parkgarage Staatsoper. 

Opernfan.de dankt der Staatsoper für die freundliche Unterstützung bei der Berichterstattung über "Macbeth". 


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