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Fotos © Monika Rittershaus

Die Bedeutung des Don Giovanni scheint ungebrochen. Er ist und bleibt der Antiheld der klassischen Zweierliebe und bürgerlicher Vorstellungen: Drei Frauen an einem Abend, das gibt's wohl nur in der Oper! Die Sympathien liegen weniger beim Titelhalden als vielmehr bei den anderen Figuren: Beim lustigen Leporello, bei der grundanständigen Donna Anna und der feurigen Donna Elvira. Etwas am Rande ist da noch das junge bäuerliche Glück: Masetto und Zerlina.

Die Bedeutung des Don Giovanni scheint ungebrochen. Er ist und bleibt der Antiheld der klassischen Zweierliebe und bürgerlicher Vorstellungen: Drei Frauen an einem Abend, das gibt's wohl nur in der Oper! Die Sympathien liegen weniger beim Titelhalden als vielmehr bei den anderen Figuren: Beim lustigen Leporello, bei der grundanständigen Donna Anna und der feurigen Donna Elvira. Etwas am Rande ist da noch das junge bäuerliche Glück: Masetto und Zerlina.

Was vom „anti“ in Mozart's berühmtem Werk an diesem Abend in der Komischen Oper bleibt, ist unter anderem eine mit überdimensionierten Häkeldeckchen ausgestattete Bühne. Entgegen jeglicher Konventionen fehlen in der Inszenierung von Herbert Fritsch, jahrelang in der aufwühlenden Berliner Volksoper Zuhause, die üblichen Elemente: Tische, Stühle, Braten, Rotwein, Lauten, Grabsteine und gefaltete Büchlein namens Leporello! Was hingegen da ist, läuft allen Gewohnheiten entgegen – und regt an, gar auf! Purpurne und tiefschwarze Kostüme (Don Giovanni und Leporello), ein gelbes Bolero-Kleid (Donna Elvira) und ein knalloranger Masetto. Da zieht so gar keine Farbenlehre mehr – man darf’s einfach nicht so ernst nehmen!

Und dann diese Gesichtsbemalungen! Bei allem Verständnis für künstlerischen Ausdruck: Das Make-up aller Bühnenkünstler ist einfach nur hässlich. Tiefblaue Augenringe machen kraterartige Augenhöhlen, Münder lachen wie traurige Clowns und die Gesichtshaut ist stets aschfahl. Der Look von Jack Nicholson’s Joker aus dem ersten „Batman“-Film, auch schon 25 Jahre alt, aber leider in der verschmierten Variante.

Musikalisch ist die Aufführung ein Genuss! Das Orchester wechselt zwischen perfekten Klangteppichen, ausgereifter dynamischer Bögen und kammermusikalischer, dezenter Gestaltung. Zügig und interessant in den Tempi, markant in den Akkorden.

Günter Papendel als Don Giovanni ist ein begabter Sängerdarsteller und wie geboren für die anspruchsvollen Regieanforderungen. In der Höhe und dann besonders im Forte fährt sein schöner Bariton zu Hochglanz auf. Selbst das durchgängig geforderte, atemraubende clowneske Spiel scheint ihm kaum etwas anzuhaben, obwohl Papendel sicher in einer einfacheren Inszenierung seine großen gestalterischen Stärken noch besser präsentieren könnte. Jens Larsen ist ein standhafter Leporello mit überzeugenden stimmlichen Leistungen. Etwas zu „blond“ dagegen Adrian Strooper als Don Ottavio.

Die drei verliebten Damen trumpfen mit witzigem Spiel und großartigem Gesang auf. Erika Roos koloratursicher als Donna Anna, schön singend Alma Sade als Zerlina und schließlich überragend dramatisch in Ausdruck und Spiel: Nicole Chevalier als Donna Anna.

Noch nicht mal die Abfolge der Musik ist Herbert Fritsch heilig. Es wirkt allerdings stimmig, erst ein paar Nummern zu zeigen und dann erst die Ouvertüre zu spielen. Er inszeniert den ganzen Liebeszirkus mit einer großen Leichtigkeit und überbordendem Witz. Hier ein paar Extra-Akkorde, da eine Extrasilbe und dann noch einen Schwung volkstümlicher Wortspiele. Wie heißen die Typen gleich nochmal? Don Giovanni oder Prosecco? Leporello oder Mozzarello?

Alles kann, nichts muss! So geht’s bei Herbert Fritsch während des sehenswerten Opernabends!

 

Premiere am 30. November 2014 in der Komischen Oper Berlin.
Berlin, Deutschland

"Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart.

Sängerinnen und Sänger der besuchten Premiere

  • Don Giovanni: Günter Papendell
  • Donna Anna: Erika Roos
  • Don Ottavio: Adrian Strooper
  • Komtur: Alexey Antonov
  • Donna Elvira: Nicole Chevalier
  • Leporello: Jens Larsen
  • Masetto: Philipp Meierhöfer
  • Zerlina: Alma Sadé

 

Musikalische Leitung: Henrik Nánási
Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Dramaturgie: Johanna Wall, Sabrina Zwach
Chöre: David Cavelius
Licht: Franck Evin

 


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