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Foto Komische Oper © Monika Rittershaus

Barrie Kosky inszeniert an der Komischen Oper Berlin Moses und Aron von Arnold Schönberg. Dieses sehr selten gespielte Werk ist ein Höhepunkt der Spielzeit. Die Produktion beeindruckt mit einer Bühne im Niemandsland und großartigen Sängerdarstellern. 

Barrie Kosky inszeniert an der Komischen Oper Berlin Moses und Aron von Arnold Schönberg. Dieses sehr selten gespielte Werk ist ein Höhepunkt der Spielzeit. Die Produktion beeindruckt mit einer Bühne im Niemandsland und großartigen Sängerdarstellern. 

Das Volk spielt die Hauptrolle. In der hundertminütigen, ohne Pause gespielten Aufführung zieht es alle Aufmerksamkeit auf sich. Hundert musikalische Proben vor Dutzenden Bühnenproben waren disponiert. Während sicheres Musizieren eher erwartet werden kann, ist vor allem die szenische Präsenz der singenden Hundertschaft atemberaubend. Jeder einzelne Chorsolist ist immer in einer Rolle. Alle spielen, alle geben der Szene Kraft, sind interessant und ausdrucksstark.

Robert Hayward ist ein großartiger Sängerdarsteller und ein hingebungsvoller Moses. Andreas Conrad gestaltet Aron mit gekonnten, schnellen Wechseln aus Sprechgesang, Lyrik und dramatischen Momenten. Die anderen Sänger fügen sich mit einer gewissen Bescheidenheit in das große Bühnengeschehen ein.

Die Bühne liegt im Niemandsland. Stehplatzartige Stufen sind zweckmäßig für den großen Chor. Durch die Erhöhung entfaltet sich der Klang auch aus den hinteren Chorreihen sehr gut. Die schräge Decke könnte eine überdimensionale Seifendose, ein sich ewig drehendes Zahnrad oder schlichtweg eine Öffnung in den Himmel sein. Sehr ansprechend ist die zumindest vom Parkett aus zu sehende Treppe im hinteren Bühnenbereich. Sie ermöglicht viele akustische Effekte und wirksame Chorauftritte "aus dem Himmel" und aus "höheren Sphären".

Im zweiten Teil hat das Volk stille Begleiter. Puppen in Körpergröße, jede einzelne angelehnt an das Erscheinungsbild seines menschlichen Partners, verdoppeln die Szene. Schließlich werden die schweigenden Gesellen zu Opfern. Es wird ein Abend, der Fragen aufwirft. Was bedeuten die Puppenkinder, die an der Wand getötet werden? Wozu bildet ein aufgewühlter Teil des Volkes einen Stapel aus ermordeten Puppen? Warum entsteigt der Führer Moses dem aufgehäuften, leblosen Puppenhaufen? Es geht hier um ein Volk, dass "unreif für den großen Gedanken" ist.

Leichenberge aus menschlichen Puppen erinnern an die schlimmsten Bilder aus Konzentrationslagern. Barrie Kosky disponiert den Premierenabend auf den 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und bringt die schweren Bilder zurück ins Jetzt. Alle Fragen zum Holocaust sind in seinen starken Bildern neu gestellt. Zurecht nennt Kosky seine Inszenierung von Moses und Aron den Höhepunkt der Spielzeit. Das gilt für Optik, Inszenierung und Musik des anspruchsvollen Werkes von Arnold Schönberg.

Arnold Schönberg: Moses und Aron

Oper in zwei Akten (1957), Text vom Komponisten
  • Musikalische Leitung: Vladimir Jurowski
  • Inszenierung: Barrie Kosky
  • Bühnenbild und Licht: Klaus Grünberg
  • Kostüme: Klaus Bruns
  • Dramaturgie: Ulrich Lenz
  • Künstlerische Mitarbeit: Susanna Goldberg
  • Chöre: David Cavelius
Einige Künstler der besuchten Aufführung
  • Moses: Robert Hayward
  • Aron: Andreas Conrad
  • Ein junges Mädchen: Julia Giebel
  • Eine Kranke: Karolina Gumos
  • Ein junger Mann/Jüngling: Michael Pflumm
  • Der nackte Jüngling: Johannes Dunz
  • Chorsolisten der Komischen Oper Berlin und Vocalconsort Berlin
  • Orchester: Orchester der Komischen Oper Berlin
  • Kinderchor und Komparsen der Komischen Oper Berlin

Von opernfan.de besuchte Aufführung:

Freitag, 24. April 2015, 19:30 Uhr

Website der Komischen Oper Berlin.

 

 


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