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Quelle: Programmheft Walküre, Deutsche Oper Berlin

In der echten Welt passiert heute alles schneller als gestern. Marktforscher, Zeitgeistkenner und Visionäre erläutern überall, dass wir immer weniger Zeit für immer mehr Reize und Eindrücke haben. Die Welt ist schnell. Fast fünf Stunden „Die Walküre“ aus Richard Wagner’s „Ring des Nibelungen“ entführen dagegen in die langsame Welt. Das faszinierende, gemächliche Erzähltempo im ersten Akt bremst die Wahrnehmung und öffnet für die facettenreiche, schwere Musik. Immerhin in zwei Aufführungen zeigt die Deutsche Oper Berlin gegen Ende der Spielzeit 2011/2012 die legendäre Inszenierung von Götz Friedrich.

In der echten Welt passiert heute alles schneller als gestern. Marktforscher, Zeitgeistkenner und Visionäre erläutern überall, dass wir immer weniger Zeit für immer mehr Reize und Eindrücke haben. Die Welt ist schnell. Fast fünf Stunden „Die Walküre“ aus Richard Wagner’s „Ring des Nibelungen“ entführen dagegen in die langsame Welt. Das faszinierende, gemächliche Erzähltempo im ersten Akt bremst die Wahrnehmung und öffnet für die facettenreiche, schwere Musik. Immerhin in zwei Aufführungen zeigt die Deutsche Oper Berlin gegen Ende der Spielzeit 2011/2012 die legendäre Inszenierung von Götz Friedrich.

 

Zeitlupe im „fortschreitenden End-Spiel“

Torsten Kerl als Siegmund überzeugt mit ausgesprochen klarem Heldentenor und weiß Bögen und Kraft geschickt einzuteilen. Heidi Melton als Sieglinde setzt ihre gute Tiefe und starke Mittellage gekonnt in Szene und stellt dadurch einen guten Kontrast zur schönen, sicheren Höhe ihrer wohlklingenden Stimme her. Sie bewegt sich geschickt zwischen den jugendlich-dramatischen Phrasen und den kurzen hochdramatischen Ausbrüchen der anspruchsvollen Partie. Attila Jun und Greer Grimsley bei den tiefen Männerstimmen singen ebenfalls auf hohem Niveau und steuern einen sehr großen Teil zum Sängerfest des Abends bei. Die Fricka von Daniela Sindram ist eine hochnäsige Ehehüterin mit sehr guter Deklamation. Käme sie nicht aus Bayern, wäre ihr beim Applaus eine Art Heimvorteil zu bescheinigen. Maestro Donald Runnicles überzeugt mit sängerfreundlichem, zuverlässigem Dirigat und, hier sei nur ein kleines Detail seiner herausragenden Wagnerinterpretation genannt, abwechslungsreicher Dynamik in den kleinen und großen Bögen.


Schließlich gilt es im Programmheft die Originalgedanken von Götz Friedrich zu seiner Inszenierung zu entdecken. Elf informative Seiten der Aufzeichnungen von Andrea Hilgenstock vom September 1984 geben selten gelesene Eindrücke in die Absichten und Gedankenwelten des einstigen Hausherrn. Zum Walkürenritt im dritten Akt heißt es: „Der Walkürenritt ist etwas Gräßliches, sagt Friedrich. Ein Alptraum Wagners, in dem mythische, sexuelle und Kriegsängste zusammentreffen“. So ist die kitschige Aufmachung der Unfrieden stiftenden Damen schnell zu verstehen und geht auch trotz geschmackloser Leder-Anzüge irgendwie in Ordnung. Zu erwähnen sei schließlich noch der lange, optisch herausragend konstruierte End-Zeit-Tunnel, dessen Anziehung durch seine Tiefe und Endzeit-Stimmung noch für viele Aufführungen erhalten bleiben wird.

(Alexander Hildebrand, opernfan.de)

25. Mai 2012
Deutsche Oper Berlin
Berlin, Deutschland

 

Die Walküre (Richard Wagner). Erster Tag des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“.

  • Siegmund: Torsten Kerl
  • Hunding: Attila Jun
  • Wotan: Greer Grimsley
  • Sieglinde: Heidi Melton
  • Fricka: Daniela Sindram
  • Brünnhilde: Catherine Foster

Walküren:

  • Helmwige: Elaine McKrill
  • Gerhilde: Rebecca Teem
  • Ortlinde: Martina Welschenbach
  • Waltraute: Ulrike Helzel
  • Siegrune: Roswitha C. Müller
  • Rossweiße: Julia Benzinger
  • Grimgerde: Clémentine Margaine
  • Schwertleite: Nicole Piccolomini

Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung: Götz Friedrich
Spielleitung: Gerlinde Pelkowski
Bühne und Kostüme: Peter Sykora

Orchester der Deutschen Oper Berlin

 

 


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