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Die düstere Oper von Giuseppe Verdi ist jetzt in einer neuen Inszenierung in Berlin zu sehen. Wir waren dort...  (Premiere am 23.11.2024)

Die düstere Oper von Giuseppe Verdi ist jetzt in einer neuen Inszenierung in Berlin zu sehen. Wir waren dort...  (Premiere am 23.11.2024)

Mit „Macbeth“ wagte Giuseppe Verdi erstmals den Schritt, ein Drama Shakespeares zu vertonen, und schuf damit eine seiner düstersten und emotional aufgeladensten Opern. Die Neuinszenierung an der Deutschen Oper Berlin unter der Regie von Marie-Ève Signeyrole verlegt die Handlung in eine „dystopische Zukunft“, geprägt von Krieg und Energiekrisen. „Zukunft“ meint genau genommen das Heute oder das nahende Morgen. In vielen Szenen ist es so, als würde man die Fernsehnachrichten über das Verhalten der fürchterlichen Despoten unserer Zeit einschalten!

In einem kargen, von Manipulation und Machtstreben gezeichneten Szenario entfalten die Hexen als Strippenzieherinnen ihre unheilvolle Wirkung. Signeyroles eindrückliche Bildsprache, ihr vielseitig wandelbares Bühnenbild, das größtenteils aus mobilen Elementen besteht, schaffen eine eindrucksvolle Atmosphäre, die mich fesselt.

Überragende Solisten in der Neuinszenierung von "Macbeth"

Felicia Moore überzeugt als Lady Macbeth durch ihre stimmliche Vielseitigkeit und dramatische Intensität. Zwar wirkt ihr erster Einsatz noch etwas gehemmt, überwiegend, weil sie von der Regie zunächst mit dem Einfall bedacht wurde, als kindlose Mutter die Bezüge aus einem leeren Kinderbett in eine Plastiktüte zu legen und dabei nach unten schauen muss… Doch zügig singt sie sich frei. Jede Phrase wird bei ihr zum Ereignis: Zu hören ist eine wohlklingende Stimme mit einem dramatischer Kern, besonders in der Mittellage, umrahmt von lyrischen und hochdramatischen Gestaltungsmöglichkeiten. Auch im Ensemble bleibt sie stets präsent und gut hörbar. Felicia Moore ist ein aufstrebender Stern im Fach des jugendlich-dramatischen Soprans!

Roman Burdenko in der Titelpartie gibt einen dramatischen Helden und ist auf dem Zenit seiner Gestaltungsmöglichkeiten. Sein Spiel ist ausdrucksstark, seine Baritonstimme von außergewöhnlicher Schönheit und Ausdruckskraft. Seine Interpretation ist ebenso kraftvoll wie interessant – vom ersten bis zum letzten Ton. Eine gute Idee war es, ihm im letzten Akt noch eine große Arie aus der 1. Fassung der Oper zu geben, ansonsten wir die 2. Fassung von „Macbeth“ gespielt.

Marco Mimica als Banquo beeindruckt mit einem wohlfließenden, geschmeidigen Gesang, der in vielen unheimlichen Momenten der Oper „Macbeth“ besonders gut zur Geltung kommt.

Der Chor der Deutschen Oper Berlin zeigt sich ausgesprochen vielseitig: Von den leisen, wunderbar ausbalancierten Passagen bis hin zu den kraftvollen Fortestellen ist sein Klang perfekt abgestimmt und harmonisch. Besonders die Hexenszenen stechen mit ihrer klanglichen Präzision und ihrer düsteren Choreographie hervor.

Unter der musikalischen Leitung von Enrique Mazzola beweist das Orchester wieder seine klangliche Vielseitigkeit und Eleganz. Selbst die heikelsten Stellen gelingen präzise. Die Holzbläser stechen durch einen besonders warmen Klang hervor, und das gesamte Orchester zeichnet die Abgründe der Charaktere mit beeindruckender Sicherheit nach: Dunkel und düster, wo es verlangt wird, aber ebenso zackig und im beschwingten Dreiviertel-Takt bei vielen anderen Szenen.

Diese Macbeth-Produktion besticht nicht nur durch musikalische Höchstleistungen, sondern auch durch eine Inszenierung, die sich bei näherem Hinsehen als überzeugend erweist. Die eingefügte Geschichte über die auf der Bühne (!) stattfindende künstliche Befruchtung hätte es nicht gebraucht und war vermutlich auch der Anlass, für das kurze, erwartbare Buhkonzert beim Schlussapplaus in der Premiere.

Das Zusammenspiel von Verdis packender Partitur, Signeyroles origineller Bildsprache und den Leistungen eines außergewöhnlichen Ensembles macht diesen Opernabend zu einem Erlebnis, das mich als Opernfan begeistert und neue Liebhaber gewinnen kann!

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Wir danken der Pressestelle der Staatsoper für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichtes. 


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