Anzeige
Die Meistersinger von Nürnberg: Inhalt der Oper von Richard Wagner

Richard Wagners einzige komische Oper ist ein musikalisches Monument: Mit knapp fünf Stunden Spieldauer und einem gewaltigen Chor- und Orchesterapparat ist „Die Meistersinger von Nürnberg“ ein Ausnahmewerk – witzig, menschlich und zugleich getragen von Wagners Ideen zu Kunst und Gesellschaft. Auf opernfan.de stellen wir dir Inhalt, Gliederung und Figuren dieser groß angelegten Oper vor.
Richard Wagners einzige komische Oper ist ein musikalisches Monument: Mit knapp fünf Stunden Spieldauer und einem gewaltigen Chor- und Orchesterapparat ist „Die Meistersinger von Nürnberg“ ein Ausnahmewerk – witzig, menschlich und zugleich getragen von Wagners Ideen zu Kunst und Gesellschaft. Auf opernfan.de stellen wir dir Inhalt, Gliederung und Figuren dieser groß angelegten Oper vor.
Die Meistersinger von Nürnberg (Oper)
Große Oper in zwei Aufzügen, KV 620
Komponist
Richard Wagner
Dichtung und Sprache
Oper in drei Akten. Dichtung vom Komponisten.
Wann wurde die Oper Die Meistersinger von Nürnberg zum ersten Mal aufgeführt?
Uraufführung am 21. Juni 1868 am Nationaltheater München (unter Hans von Bülow).
Die Hauptfiguren der Oper Die Meistersinger von Nürnberg
- Hans Sachs, Schuhmacher und Meistersinger (Heldenbariton, große Partie)
- Veit Pogner, Goldschmied und Meistersinger (Seriöser Bass, große Partie)
- Kunz Vogelsang, Kürschner (Tenor, mittelgroße Partie)
- Konrad Nachtigall, Spengler (Charakterbass, mittelgroße Partie)
- Sixtus Beckmesser, Stadtschreiber und Meistersinger (Charakterbariton oder Spielbass, große Partie)
- Fritz Kother, Bäcker (Bassbariton, auch Spielbass, auch Charakterbass oder -bariton, mittlere Partie)
- Balthasar Zorn, Zinngießer (Tenor, mittlere Partie)
- Ulrich Eißlinger, Gewürzkrämer (Tenor, mittlere Partie)
- Augustin Moser, Schneider (Tenor, mittlere Partie)
- Hermann Ortel, Seifensieder (Bariton oder Bass, mittlere Partie)
- Hans Schwarz, Strumpfwinrker (Bass, mittlere Partie)
- Hans Foltz, Kupferschmied (Bass, mittlere Partie)
- Walther von Stolzing, ein junger fränkischer Ritter (Heldentenor, auch Jugendlicher Heldentenor, große Partie)
- David, Lehrbub bei Hans Sachs (Spieltenor, große Partie)
- Eva Pogner, Tochter des Goldschmieds (Jugendlich-dramatischer Sopran, große Partie)
- Magdalene, Evas Amme (Mezzosopran, auch Spielalt, mittlere Partie)
Chor
Bürger und Frauen aller Zünfte. Gesellen. Lehrbuben. Mädchen. Volk.
Ort und Zeit
Nürnberg, Mitte des 16. Jahrhunderts
Gliederung
Drei Akte, durchkomponiert
Keine Rezitative, aber große Szenen mit musikalischer und dramaturgischer Eigenständigkeit
Besonders berühmt sind das Vorspiel, die "Wahn"-Monologe des Hans Sachs und das Schlussquintett.
Wie lange dauert die Oper Die Meistersinger von Nürnberg?
Die Oper Die Meistersinger von Nürnberg dauert ohne Pausen etwa 4,5 Stunden.
"Die Meistersinger von Nürnberg": Handlung und Inhalt, 1. Akt
Der junge fränkische Ritter Walther von Stolzing ist nach Nürnberg umgezogen und hat sich in Eva Pogner, die Tochter des wohlhabenden Nürnberger Goldschmieds Veit Pogner, verliebt. Eva ist zur Andacht in der Katharinenkirche (gemeinsam mit ihrer Amme Magdalena). Walther von Stolzing fragt sie nach der Andacht, ob sie schon eine Braut sei. Auch Eva verliebt sich schnell in Walther.
Als Walther erfährt, dass Evas Vater Veit Pogner den Sieger eines Sängerwettstreits am morgigen Johannisfest zu ihrem Bräutigam machen will, steht für ihn fest: Er muss Meistersinger werden – eine ehrenvolle Auszeichnung der Handwerkskunst in Nürnberg.
Stolzing muss erst in die Gilde der Meistersinger aufgenommen werden, da nur ein von den meistern gekrönter Bewerber am Sängerwetterstreit teilnehmen darf. Auf Magdalenas Rat hin lässt sich der Ritter Walter von Stolzing von David, dem populären Schuster-Poeten Hans Sachs, über die Bedingungen des Gesangswettstreites unterrichten. David erklärt in wichtigtuerischer, drolliger Manier, dass man erst Singer, dann Dicher und schließlich Meister wird, sollte man die geforderten Fähigkeiten der Dichtung und Melodienfindung haben.
Im Gemeindehaus der Meistersinger erklärt Pogner öffentlich, dass Eva die Frau des Siegers werden soll. Sachs, der beliebte Schuhmacher, ist skeptisch: Soll eine Frau nur nach Regelgesang vergeben werden?
Walther wird geprüft – und fällt durch. Seine freiere Art zu singen entspricht nicht dem strengen Regelwerk. Besonders Stadtschreiber Beckmesser wertet ihn ab, denn auch er wirbt um Eva. Sachs hingegen erkennt Walthers Begabung, obwohl er sich ebenfalls zu Eva hingezogen fühlt. Sachs glaubt, dass Walther Talent hat, aber das Urteil lautet: „Versungen und vertan!“.
"Die Meistersinger von Nürnberg", Inhalt des 2. Aktes: Auf der Straße vor dem Haus von Hans Sachs
Die Sankt Johannisnacht ist da. Die jungen Gesangsanwärter singen fröhlich vom bevorstehenden Wettbewerb. Sachs sorgt mit seinem Lied für Unruhe: Er denkt laut über Kunst und ihre Regeln nach – eine berühmte Szene der Oper.
David teilt seiner Freundin Magdalena mit, dass Walther nicht teilnehmen darf, was Magdalena Eva erzählt.
Eva und Walther von Stolzing planen ihre Flucht, damit Eva die unheilvolle Welt ihres Vaters Veit Pogner verlassen kann. Im Schusterladen von Hans Sachs tauscht Eva die Kleider mit ihrer Amme Magdalena, damit man sie nicht erkennt.
Beckmesser, der ungeliebte spießige Handwerker, will Eva umwerben und ihr sein Wettbewerbslied vorsingen. Als er anfängt, Eva (also Magdalena in Evas Kleidung) sein Ständchen vorzutragen, beginnt Hans Sachs, den Gesang von Beckmesser durch das Schlagen eines Hammers zu bewerten. Bei jedem falschen Ton haut er mit einem dicken Schusterhammer auf die Werkbank.
Als David sieht, dass Beckmesser seiner Liebsten Magdalena (in Evas Kleidung) ein Ständchen singt, stürmt er aus dem Haus und verdrischt Beckmesser.
Die Nachbarn werden vom Lärm herbeigerufen und es entsteht eine chaotische große Szene mit Chor. Eine Art Volksauflauf, ein nächtlicher Eklat!
Hans Sachs trennt das Liebespaar Eva und Walther gewaltsam voneinander.
3. Akt: Die Kraft der Kunst und der Wettgesang
Am Morgen schreibt Walther, mit Hilfe von Sachs, sein Preislied – das berühmte „Morgendlich leuchtend im rosigen Schein“. Sachs notiert alles, obwohl ihn persönliche Zweifel plagen: Seine Gefühle für Eva, seine Enttäuschung über Beckmessers Intrigen, und sein Wunsch nach einem besseren, menschlicheren Umgang mit Kunst.
Beckmesser stiehlt das Gedicht, glaubt, es sei von Sachs – und blamiert sich auf dem Sängerfest mit seiner grotesken Interpretation. Als Walther dann sein Lied singt, erkennt das Publikum sofort die wahre Qualität.
Walther wird Sieger, Eva wählt ihn. Sachs aber ruft zum Schluss in seiner berühmten Ansprache zur Bewahrung deutscher Kunst auf – eine Szene, die oft diskutiert wird. Doch im Kontext der Oper steht sie für Wagners Ideal einer organisch gewachsenen, zugleich freien und von Handwerk getragenen Kunst.
Berühmte Musiknummern aus Die Meistersinger von Nürnberg
- Vorspiel (Ouvertüre): Eines der bekanntesten Orchesterstücke Wagners – häufig auch im Konzertsaal zu hören.
- „Am Jordan Sankt Johannes stand“ – Walther von Stolzings Versuch eines regelgerechten Meisterliedes
- „Was duftet doch der Flieder“ – Sachs’ poetische Betrachtung über Kunst, Liebe und Natur
- „Wahn! Wahn! Überall Wahn!“ – Hans Sachs’ berühmter Monolog über die Torheiten der Menschen
- Preislied („Morgendlich leuchtend im rosigen Schein“)
- Schlussquintett („Selig, wie die Sonne meines Glückes lacht“)
- Festwiese-Chor („Ehrt eure deutschen Meister“)
Szenische Besonderheiten
- Die Oper Die Meistersinger von Nürnberg lebt von einem glaubwürdig gezeichneten städtischen Milieu: Handwerker, Lehrbuben, Volk und Kunstsinnige agieren gemeinsam auf einer Bühne der Gesellschaft.
- Inszenierungen legen dabei besonderen Wert auf die Festwiese im dritten Akt – mit ihren Prozessionen, Handwerksständen und Kostümen ist sie eine prachtvolle Bühne für das Finale.
- Auch das zweite Bild des zweiten Akts – die nächtliche Prügelszene und der "Volksauflauf" – stellt für Regie und Bühne eine Herausforderung dar: Humor, Gewalt und Verwirrung müssen gleichzeitig inszeniert werden, ohne ins Lächerliche zu kippen.
- Moderne Regisseure interpretieren oft die Figur des Beckmesser neu: mal als Karikatur eines Traditionalisten, mal als tragischen Außenseiter in einer überheblichen Gesellschaft. Auch Hans Sachs wird zunehmend als ambivalente Figur gezeigt – klug und gütig, aber auch voller innerer Widersprüche.