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Eindrücke der Aufführung am 26. April 2025...

Eindrücke der Aufführung am 26. April 2025...

Mit Vincenzo Bellinis „Norma“ präsentierte die Staatsoper Unter den Linden eine neue Inszenierung von Vasily Barkhatov. Die Premiere fand am 13. April 2025 statt, die besuchte Vorstellung am 26. April 2025.

Bellinis Oper aus dem Jahr 1831 gehört zu den stilprägenden Werken des Belcanto und stellt höchste Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger. Barkhatov verlegt den antiken Stoff, der auf dem Konflikt zwischen Galliern und Römern basiert, in eine Zeit des politischen Umbruchs vor etwa 100 Jahren. Die Schauplätze – eine Keramikmanufaktur und ein Arbeiterwohnheim – rücken gesellschaftliche und private Spannungen der Figuren in den Vordergrund.


Das Verlegen der Handlung in eine Keramikwerkstatt und das Betonen der Konflikte zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen funktioniert grundsätzlich überzeugend. Optisch bleibt das schön gestaltete Bühnenbild mit seinem zügigen Umbau zwischen Keramikfabrik, Baracke der Arbeiterinnen und den Szenen vor der Baracke nachhaltig im Gedächtnis.


Schon die Ouvertüre vermittelt eindrucksvoll die sich anbahnenden Konflikte der Hauptfiguren und präsentiert erste elegante Melodien, die sich im weiteren Verlauf der Oper in variierter Form wiederholen. Es wird schnell klar, warum Bellinis melodischer Einfallsreichtum von vielen deutschen und italienischen Komponisten so bewundert wurde.


Der warme Klang der Staatskapelle Berlin entfaltet sich in der ideal proportionierten Akustik des Saales besonders schön. Sängerinnen und Sänger, Soloinstrumente, Chor und Tuttistreicher überzeugen im weiteren Verlauf mit erfreulicher Präzision und ausgewogenem Zusammenspiel.


Maestro Francesco Lanzillotta führt das Orchester mit zügigen Tempi und hält dabei stets engen Kontakt zur Bühne. Mit klaren Gesten verhindert er jede Gefahr des Schleppens – die Aufführung bleibt jederzeit zusammen und wirkt durchweg konzentriert.


Stefan Pop, mit ausreichend Vorlauf als Einspringer engagiert, fehlt zu Beginn noch etwas die Geschmeidigkeit in den Lagenwechseln. Doch im Verlauf des Abends steigert er sich sichtbar und bringt alle gern gehörten Stilmittel des Belcanto überzeugend zur Geltung.


Eine ähnliche Entwicklung vollzieht Irina Lungu als Norma. Laut operabase.com hat sie sich erst zu Beginn des Jahres an diese Rolle herangewagt. Anfangs noch mit Unsicherheiten in der Intonation behaftet – möglicherweise bedingt durch Nervosität oder Unterspannung– erreicht sie spätestens nach dem „Casta diva“ ihre Topform. 


Der bestens vorbereitete Staatsopernchor, an diesem Abend insbesondere mit tief fundierten Bässen beeindruckend, trägt hier wesentlich zum Gelingen bei. 


Besonders in den bewegenden Duetten mit Adalgisa im zweiten Teil entfaltet Irina Lungu dann ihre volle stimmliche Ausdruckskraft. Beim Schlussapplaus ist die Dankbarkeit der russischen Sopranistin für den gelungenen Abend deutlich spürbar.
Elmina Hasan als Adalgisa ist eine ebenbürtige Partnerin für Norma und Pollione. Ihr wohltimbrierter Mezzosopran fügt sich hervorragend in das Ensemble ein. Riccardo Fassi nutzt seine Auftritte als Oroveso, um seine schöne, bereits als Figaro und Leporello bewährte Bassstimme gekonnt zur Geltung zu bringen.


Insgesamt überzeugte dieser Abend durch eine kluge Balance zwischen musikalischer Präzision und emotionaler Intensität. Nach kleinen Unsicherheiten zu Beginn fanden die Künstlerinnen und Künstler zu einer geschlossenen Ensembleleistung, die besonders in den finalen Szenen ihre volle Wirkung entfaltete. So wurde Bellinis Meisterwerk zu einem bewegenden Opernerlebnis, das vom Publikum zu Recht mit großem Applaus bedacht wurde.


Wir blicken gespannt auf die kommenden Aufführungen in der Spielzeit 2025/2026, wenn Sonya Yoncheva und Freddie De Tommaso in dieser Inszenierung von "Norma" die Hauptpartien übernehmen werden. 

Norma  
Vincenzo Bellini [1801 – 1835]

Tragedia lirica in zwei Akten (1831)  
Text von Felice Romani

Premiere an der Staatsoper Unter den Linden im April 2025, 
besuchte Vorstellung am 26. April 2025. 

Dauer: ca. 3 Stunden inklusive einer Pause

Das Team dieser Inszenierung

Musikalische Leitung: Francesco Lanzillotta  
Inszenierung: Vasily Barkhatov  
Spielleitung: José Darío Innella, Marcin Łakomicki  
Bühne: Zinovy Margolin  
Kostüme: Olga Shaishmelashvili  
Licht: Alexander Sivaev  
Kampfchoreographie: Ran Arthur Braun  
Einstudierung Chor: Dani Juris  
Dramaturgie: Kai Weßler, Christoph Lang

Gehörte Besetzung

  • Norma: Irina Lungu  
  • Pollione: Stefan Pop  
  • Adalgisa: Elmina Hasan  
  • Oroveso: Riccardo Fassi  
  • Clotilde: Maria Kokareva  
  • Flavio: Junho Hwang  

Orchester: Orchester der Staatsoper Unter den Linden  
Chor: Chor der Staatsoper Unter den Linden  

Den aktuellen Spielplan entnehmen Sie bitte (LINK) der Website der Staatsoper Berlin (öffnet in neuem Fenster). 

 


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