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In einer Nische tummelt sich das professionelle Ensemble von "The Berlin Opera Group". Ihre neue Produktion von Mozarts Don Giovanni ist im Pfefferberg-Theater zu sehen. 

In einer Nische tummelt sich das professionelle Ensemble von "The Berlin Opera Group". Ihre neue Produktion von Mozarts Don Giovanni ist im Pfefferberg-Theater zu sehen. 

New York hat Stücke, die “Off-Broadway“ laufen, Edinburgh hat auch noch das als Alternative zu seinem berühmten Festival gestartete „The Fringe“, „Der Rand“. Wenn man in Berlin genau hinschaut, gibt’s auch in Berlin neben den drei mit öffentlichen Geldern reich gesegneten Opernhäusern hochinteressante Aufführungen. So gelang quasi in einer Kulturnische der „The Berlin Opera Group“ eine pfiffige Inszenierung von Mozarts Casanova-Oper „Don Giovanni“. Mitgründerin Kelsey Boesche führte Regie und war gleichzeitig eine Donna Elvira in der doppelt besetzten Inszenierung. Opernfan.de besuchte die Aufführung am Samstagnachmittag, die von der Besetzung gesungen wurde, die auch auf den Fotos zu sehen ist.

Ums kurz zu machen: Diese Don Giovanni-Aufführung ist genauso ideenreich, durchdacht und witzig wie die drei Inszenierungen, die derzeit in den großen Berliner Opernhäusern laufen. Kelsey Boesche erklärt im Programmheft, dass die Sieben Todsünden die Inspiration für diese Inszenierung waren: Für die Bereicherung der Szene sind sie gleich alle als Chorsänger auf der Bühne: Hochmut, Geiz, Neid, Zorn, Wolllust, Völlerei und Trägheit. Die im Stil des „Steampunk“, einer literarischen Strömung mit Wurzeln in den 1980ern gestalteten Kostüme mit vielen Korsagen, Lederschuhen, Stickereien und schwarzen Hemden, unterstreichen durchgängig das Gruftige und Morbide der farbenfroh und stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühnenshow.

Der Veranstaltungsort „Pfefferberg-Theater“ ist für eine solche Opernaufführung gut ausgerüstet. Die Sessel für das Publikum sind bequem, eine Versenkung auf der Bühne ermöglicht ein packendes Ende für die Titelfigur, es gibt Beleuchtungsstege, die bespielt werden können und eine professionelle Lichtanlage. Das Opernteam finanziert sich aus Spenden und Crowdfunding, es ist anzunehmen, dass die Kassen klamm sind. So ist es umso bewundernswerter, dass immerhin ein fünfköpfiges Orchester plus cembalospielendem Dirigenten die Sänger begleitet. Dabei ist David Wishart ein aufmerksamer, einfühlsamer und für die Sänger sehr zuverlässiger musikalischer Leiter. Er wählt zügige Tempi, das Orchester ist stets mit der Bühne zusammen und alle Pausen und Bögen sind bestens abgestimmt und geprobt. Einzig die Akustik des Saals hilft den Sängern wenig: Sie ist trocken und spröde.

Marcelo de Souza Felix ist nun ein Don Giovanni wie aus dem Bilderbuch: Sein brasilianisches Temperament bündelt er intelligent in einer ausgesprochen schönen, sehr lyrischen Baritonstimme. Mit seinem spitzbübischem, schelmischen Grinsen bringt er die Damen zur Weißglut und sich selbst ins Höllenfeuer. Alex Adams-Leytes als Leporello ist für Don Giovanni ein spielfreudiger Sidekick. Eric Petersen als störrischer Bauer Masetto und der leichenblasse Alexandru Onea als Commendatore sind weitere wichtige Stützen der vielseitigen Truppe. Faustine de Monès als Zerlina rundet mit geschmeidigem Klang und einer besonders schönen Linie zahlreiche Ensembles in der Höhe ab. Der Sopranistin Maria King gelingt ein einfühlsames und aussdrucksstarkes Portrait der Donna Anna. Bei Volker Nietzke als Don Ottavio fällt besonders die gute Stimmführung in der höheren Lage auf. Schließlich ist Lisa Newill-Smith eine witzige und koloratursichere Donna Elvira. Ihre Rollenzeichnung der betrogenen Ehefrau setzt dem Schurken Don Giovanni wirklich etwas entgegen. Schließlich sei gesagt, dass diese Darsteller gleichzeitig brennende Fans des Genres Oper sind. Das ist auch in ihrer ganzen Hingabe gegenüber dem Stück und Verantwortung gegenüber dem Ensembles zu erkennen. Schließlich scheinen sie auch alle einen gesunden Lebensstil zu haben, kurzum: Schöne Menschen singen eine schöne Oper.

Diese Inszenierung macht Lust auf mehr! Umso erfreulicher, dass für den Sommer 2018 bereits „Les Contes d‘ Hoffmann“ im Programmheft angekündigt ist.

Facebook-Seite von "The Berlin Opera Group" mit vielen Hintergrundinformationen zu den Sängern und der Produktion: facebook.com/TheBerlinOperaGroup/


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