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Abgründig, doppelbödig, interessant: HK Gruber's Oper an der Komischen Oper bekommt den verdienten Applaus. 

Abgründig, doppelbödig, interessant: HK Gruber's Oper an der Komischen Oper bekommt den verdienten Applaus. 

Das satirische Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald ist ein Klassiker von Ödon von Horváth, der sogar 1931 in Berlin am Deutschen Theater uraufgeführt wurde. Es steckt voller musikalischer Regieanweisungen und so machte HK Gruber (Jahrgang 1943), Star der österreichischen Neue Musik-Szene, aus dem berühmten und häufig aufgeführten Werk eine Oper, die 2014 in Bregenz ihre Uraufführung feierte. Die deutsche Erstaufführung an der Komischen Oper war ein ansprechender Erfolg mit viel Applaus, den schließlich auch der Komponist persönlich mit großer Freude entgegen nahm.

HK Gruber entwickelte eine interessante, meist zweideutige Tonsprache, die vom Orchester der Komischen Oper unter der Leitung von Hendrik Vestmann eindringlich gespielt wird. Huber setzt von Horváth bereits vorgeschlagene Zitate zum titel-gebenden Strauss-Walzer neben Melodien von Puccini. Die Stärken der frischen Musik sind zum Beispiel in den Melodien des Wachau-Walzers zu erkennen. Zunächst ist der Dreivierteltakt ein liebliches Ensemble-Stück, später werden Textzeilen und Melodien in einer abgründigen und dunklen Szene erneut verwendet. Die Musik von HK Gruber hat stets eine direkte Botschaft, aber als zweite Botschaft immer auch eine Information, die „Vorsicht, Abgrund“! (mit Ausrufungszeichen) heißt.

Klick auf's Bild führt zur Bildergalerie der Inszenierung. 

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Marianne (grandios als Sängerdarstellerin: Cornelia Zink) liebt Alfred (Tom Erik Lie mit durchschlagendem Bariton). Oskar, ein hübscher Charmeur mit Elvis-Potential, ist aber der vom Vater für die Tochter auserwählte. Bei der Verlobungsfeier Marianne-Oskar sind auch die Tankstellenbesitzerin Valerie (stets obszön in Szene gesetzt als Mutter der Compagnie: Ursula Hesse von den Steinen) und der deutschnationale Student Erich anwesend. Marianne setzt einen Schlussstrich unter die kleinbürgerlichen Erwartungen und brennt mit Alfred durch.

Nach einiger Zeit, die Szene spielt nun im interessanten Tankstellen-Bühnenbild, haben die agierenden Paare Valerie-Erich und Alfred-Marianne ihre großen und kleinen Probleme. Mariannes Kind, Alfred ist der Vater, wächst bei der Mutter (verzweifelt: Christiane Oertel) und Großmutter (Angst einflößend: Karan Armstrong) des Vaters auf.

Im zweiten Teil streiten die beiden Frauen über das kleine Baby, denn Alfreds Großmutter soll versucht haben, das Kind umzubringen.

In der berühmten Beichtszene sucht Marianne Trost bei einem Seelsorger. Schließlich wird sie gezwungen, als Nackttänzerin Geld zu verdienen. Als ihr Vater sie dort findet, eskaliert die Situation, denn er beleidigt Marianne vor versammelter Gesellschaft. Weil Marianne einen Kunden bestohlen hat, wird sie verhaftet.

Alle fahren schließlich in die Wachau, wo der Tod von Mariannes Sohn Realität geworden ist. Der letzte Widerstand seiner traurigen Mutter, jetzt eine „Zuchthäuslerin“, bricht. Nur Oskar liebt sie noch – und seiner Zuneigung kann sie sich nicht entziehen.

Die Aufführung ist mit ausdrucksstarken Sängern besetzt, die alle in dieser Oper ihr Rollendebüt geben. Besonders Cornelia Zink als Marianne meistert ihre schwierige Sopranpartie sicher und eindringlich. Gerade die große Verzweiflung ihrer Rolle ist im zweiten Teil in extrem exponierten, hohen und lauten Linien gestaltet. Zurecht steht sie am Schluss im Mittelpunkt und bekommt den meisten Beifall.

Was in dieser kleinbürgerlichen Gesellschaft zählt, sind Autos, Zigaretten und Geld. Bühne und Kostüme unterstützen   die Verlegung der Handlung aus dem Wien der Dreißiger Jahre in die heutige Zeit.

Der Zuspruch des Publikums für das Regieteam fällt schließlich eher in die Kategorie „Na ja!“. Dennoch: Wir fanden’s interessant! Der polnische Regisseur Michał Zadara, vormals mit einfallsreichen Schauspielinszenierungen aufgefallen, gibt hier sogar sein Operndebüt. Er fordert viel von den Sängern, aber er hat auch viel zu bieten: Alle Personen sind stark konturiert, sie haben ausdrucksstarke Kostüme und witzige Macken. Auffallend schräg Jens Larsen als Zauberkönig (Mariannes Vater). Er ist als fieser Rocker inszeniert, dem man nachts nicht auf der Straße begegnen möchte.

HK Gruber: Geschichten aus dem Wiener Wald

Oper in drei  Akten [2014]
Libretto von Michael Sturminger
nach dem gleichnamigen Stück von Ödön von Horvath
Dauer 2.45 Stunden. 

  • Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann
  • Inszenierung: Michał Zadara
  • Bühnenbild: Robert Rumas
  • Kostüme: Julia Kornacka
  • Video: Barbara Wysocka, Artur Sienicki
  • Dramaturgie: Johanna Wall
  • Chöre: David Cavelius
  • Licht: Diego Leetz

Opernfan.de berichtet hier von der Premiere. Die Fotos sind in der offiziellen Fotoprobe ein paar Tage vor der Premiere entstanden. 

Besetzung:

Cornelia Zink (Marianne), Tom Erik Lie (Alfred), Adrian Strooper (Oskar), Ursula Hesse von den Steinen (Valerie), Jens Larsen (Zauberkönig), Christiane Oertel (Die Mutter), Karan Armstrong (Die Großmutter), Ivan Turšic (Erich), Hans Gröning (Rittmeister/Beichtvater), Hans-Peter Scheidegger (Mister), Stefan Cifolelli (Der Hierlinger Ferdinand), Philipp Werner (Havlitschek), Zusatzchor der Komischen Oper Berlin. 

 


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