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Foto © gezett (via Deutsche Oper)

Der Bariton Markus Brück gestaltet gemeinsam mit dem Pianisten John Paar und dem Lyriker Norbert Hummelt einen winterlichen Schubertzyklus. 

Der Bariton Markus Brück gestaltet gemeinsam mit dem Pianisten John Paar und dem Lyriker Norbert Hummelt einen winterlichen Schubertzyklus. 

Am zweiten Abend der neuen Reihe „Lieder und Dichter“ an der Deutschen Oper Berlin kombinierten der Pianist John Parr, der Berliner Kammersänger Markus Brück und der Lyriker Norbert Hummelt romantische Winterlieder und moderne Lyrik zu einem bemerkenswerten Abend. Der Bariton Markus Brück gestaltete den tiefsinnigen Liedzyklus von Frank Schubert hingebungsvoll und eindringlich.

Die Winterreise gehört zu den berühmtesten Serien der Gattung Kunstlied. Fast jährlich erscheinen Neueinspielungen auf Tonträgern und Opernfans kennen die wesentlichen Interpreten. Zu nennen sind Dietrich Fischer-Dieskau (mit Gerald Morre), Hermann Prey (mit Wolfgang Sawallisch) und Peter Schreier (mit András Schiff). Live zu hören sind die stimmungsvollen Werke in Berlin unterdessen eher selten. Umso erfreulicher, dass der Abend im Foyer der Deutschen Oper ausgesprochen gut besucht war, von Freunden des Hauses und von vielen Fans von Markus Brück.

Von Beginn an erlaubt sich der Sänger große musikalischen Gesten. Bereits in den ersten Liedern sind seine Stärken besonders gut zu hören: Die Spanne zwischen Forte und Piano, zwischen dem Guten und dem Bösen, zwischen Freude und Verzweiflung sind besonders groß gewählt. Vom ersten bis zum letzten Ton legt Brück großen Wert auf die Doppelbödigkeit der Texte: Lieblichen Melodien sind böse Blick, schönem Ausdruck sind zynische Musik gegenübergestellt.
Seine in der mittleren und tiefen Lage besonders schöne Stimme besitzt für die gewählte, schwierige Aufgabe eine luxuriöse Zahl an Möglichkeiten. Die komponierten Lautmalereien setzt der Bariton stets interessant um. Bei „Erstarrung“ perlen die „heißen Tränen“ mit großer Leichtigkeit über die geschmeidigen Wangen ab. In „Auf dem Flusse“ scheint es nicht um ruhiges Wasser zu gehen, sondern um abgeflaute, in Todessehnsucht erstarrte Gefühle, die durch „starre Rinde“ überdeckt sind. Die vibratoarme Tongebung von Markus Brück bei „liegst kalt und unbeweglich“ in diesem Lied jagt einem schon beim Zuhören einen kalten Schauer über den Rücken. Die genannte, wohlklingende Tiefe kommt natürlich besonders bei „Irrlicht“ zum Zuge. Hier kennt Schuberts Melodie nur einen Weg: In die Tiefe, ins Grab. Zum Glück gestaltet Markus Brück schließlich „Die Nebensonnen“ mit punktgenauer, hell leuchtender Intonation. So erstrahlt die schöne Interpretation, stets mit wundervollem Legato dahergebracht, schließlich bis über die traurige, letzten Drehungen des Leiermann-Liedes hinaus.

John Paar am Klavier gestaltet flexibel und aufmerksam. Die Gedichte von Norbert Hummelt sind eindrücklich, aber uns ist es schwer gefallen, vom „Liebchen“, das Gute Nacht sagt, vom Brunnen vor dem Tore und den tiefsten Felsengründen geschwind zu „Fernsteuerung“ und „Gelonida“ zu wechseln. Ganz eindeutig standen Franz Schubert, Markus Brück und der interessante Liedzyklus „Winterreise“ im Mittelpunkt des hörenswerten Konzertes.

Franz Schubert (1797 - 1828) "Winterreise"

Zyklus für Singstimme und Klavier auf Lieder von Wilhelm Müller, op. 89, DV 911

Deutsche Oper Berlin, Deutschland, Foyer

Die Künstler der besuchten Aufführung

  • Markus Brück, Bariton
  • Klavier: John Parr
  • Lesung: Norbert Hummelt 

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