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Das Gärtnerplatztheater spielt wieder im Stammhaus. "Die lustige Witwe" von Franz Lehár bietet einen sehr unterhaltsamen Operettenabend... 

Das Gärtnerplatztheater spielt wieder im Stammhaus. "Die lustige Witwe" von Franz Lehár bietet einen sehr unterhaltsamen Operettenabend... 

Das Gärtnerplatztheater, neben der Bayerischen Staatsoper die zweite, große, öffentlich geförderte Repertoirebühne für Musiktheater in der Landeshauptstadt, ist nach fünf Jahren Renovierung wieder in seine „Heimat“ am gleichnamigen Platz zurückgekehrt. Seit dem 19. Oktober 2017 wird wieder gespielt und so ist die Zeit der in der ganzen Stadt verstreuten Aufführungsorte vorbei. Intendant Josef Köpplinger wählte für die erste neue Premiere gleich ein Stück, dass in der Welt der Operette und vor allem in München immer zieht: Die lustige Witwe von Franz Lehár.

Alexandra Reinprecht (Hanna Glawari), Ensemble, Herrenchor. Foto © Marie-Laure Briane
Alexandra Reinprecht (Hanna Glawari), Ballett und Chor. Foto © Marie-Laure Briane
Sigrid Hauser (Njegus), Daniel Prohaska (Graf Danilo Danilowitsch). Foto © Marie-Laure Briane
Lucian Krasznec (Camille de Rosillon), Jasmina Sakr (Valencienne), Adam Cooper (Der Tod). Foto © Marie-Laure Briane
Sigrid Hauser (Njegus), Holger Ohlmann (Pritschitsch), Juan Carlos Falcón (Raoul de St. Brioche), Hans Gröning (Baron Mirko Zeta), Daniel Prohaska (Graf Danilo Danilowitsch), Frank Berg (Kromow), Liviu Holender (Vicomte Cascada), Maximilian Berling (Bogdanowitsch). Foto © Marie-Laure Briane
Ballett und Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Ensemble. Foto  © Marie-Laure Briane
Alexandra Reinprecht (Hanna Glawari), Adam Cooper (Der Tod). Foto  © Marie-Laure Briane
Sigrid Hauser (Njegus), Ensemble. Foto  © Marie-Laure Briane

Die Operette erlebte 1905 ihre Uraufführung in Wien, kam schon zehn Monate danach zu ihrer Münchner Erstaufführung. Sie war von Beginn an ein großer Erfolg. Die 200. Aufführung der Operette am Gärtnerplatztheater im Jahr 1907 leitete sogar Franz Lehár selbst. Seit dem 31. Dezember 1938 ist das Stück sogar untrennbar mit dem Namen Johannes Heesters verbunden, der gerade am Gärtnerplatz zu seiner Paraderolle Graf Danilo fand. Schön, dass im Programmheft aus den Memoiren des berühmten Darstellers zitiert wird und ohne Zurückhaltung dargestellt ist, das „Die lustige Witwe“ Hitlers Lieblingsoperette war und er in einer Pause zu Heesters in die Garderobe kam, um mit ihm zu sprechen.

Schließlich sehen wir also die zwölfte „Witwen“-Premiere in der Geschichte des Hauses. Josef Köpplinger ist ein erfahrener Regisseur, der, wie es von der Operette gefordert ist, den Geschmack der Massen treffen möchte. So wählt er ganz klassische, aber ideenreiche und hübsche Kostüme, präzise gewählte Frisuren und Perücken aus der Entstehungszeit des Stücks und stattet auch die Darsteller mit sehr konventionellem Spiel aus.
Ideenreich ist der häufige Einsatz der Drehbühne - auch das sieht jeder gern! Sogar der erste Auftritt der Witwe in jener großen Kutsche aus der Diagonalen, fast bis in den Orchestergraben, ist da schon ein schöner Effekt.

Sehr schöne, immer wieder unterschiedliche Räume entstehen auf der Drehbühne während der großen Szene im Park. Die Welt im Stück dreht und wendet sich permanent und die Liebesirrungen und -wirrungen nehmen ihren Lauf.
Der durchgängige Einsatz der Drehbühne ist schließlich auch ein Tribut an die während der Renovierung neu gebauchte Probenräume im Keller des Theaters. Im Gärtnerplatztheater kann jetzt unter einem Dach geprobt und gespielt werden und einer der drei neuen Probenräume hat die Originalgröße der Bühne, inklusive eines 14 Meter großen Drehbereiches. Es ist dem Stück durchaus anzumerken, dass jeder Effekt beim Drehen und bei den „hastigen“ und präzisen Abgängen sitzt, sicherlich ach dank der guten Probenbedingungen.

Etwas aufdringlich kommt in dieser Inszenierung die erfundene Figur „Der Tod“ daher. Der Darsteller macht seine Sache gut, aber er zieht vor allem in den intimen Szenen, also zum Beispiel zwischen Danilo und Hannah, viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Das Stück, die herausragend unterhaltsamen Darsteller, die gute Beleuchtung und die schönen Dialoge hätten völlig ausgereicht, um das Bühnengeschehen für 2,5 Stunden interessant zu machen. In der besuchten Vorstellung am Mittwoch, den 25. Oktober war sogar beim Applaus Unmut über die Figur „Der Tod“ zu vernehmen.

Alexandra Reinprecht als Titelheldin Hanna Glawari gestaltet ihre zweite Vorstellung in dieser Inszenierung mit großer Gelassenheit und präzisem Spiel. Die österreichische Sopranistin, in Kürze im Gärtnerplatztheater auch als Zirkusprinzessin zu erleben und mit Erfahrung im etwas schwereren Fach (Elisabeth in Don Carlo, Desdemona in Othello) ist die Heldin des Abends. Ihre großartige, ausdrucksstarke Höhe hat im Klang einen schönen warmen Klang. Dazu kommen aufregende, spannungsgeladene Momente in den lyrischen Passagen. Daniel Prohaska, Ensemblemitglied der Wiener Volksoper und am Gärtnerplatztheater häufig zu hören, erfüllt alle Erwartungen, die man an einen Sänger der legendären Tenorrolle so hat. Er bestreitet den Abend mit kräftiger Mittellage und geschmeidiger, Höhe, zusätzlich tut sein stets zur Ironie neigendes Spiel dem Danilo auch sehr gut. Prohaska nimmt den Zirkus um das Paar Danilo-Hanna irgendwie nicht immer so ganz ernst.
Erwin Windegger als Baron Mirko Zeta und Jasmina Sakr als seine Frau Valencienne sind witzige und Pointen sichere Sänger. Wirklich komisch kommt der „Sidekick“ des Barons Zeta Njegus daher. Die punktgenau Darstellung und erforderliche „einfache“ Gesangsdarstellung des österreichischen Ensemblemitglied Sigrid Hauser ist besonders unterhaltsam. Schließlich ein Wort zur ausdrucksstarken Stimme des rumänischen Tenors Lucian Krasznec. Als Camille de Rosillon darf er zahlreiche wunderschöne Melodien zum besten geben, was dem auch als Nemorino und Don Ottavio erfahrenen Sänger eindrucksvoll gelingt. Die langen gesprochenen Dialoge sind wegen der Belastung für die Stimme ein schwieriger Moment für jeden Operettenstar, aber auch hier scheuen sich die Hauptdarsteller nicht, völlig aus sich rauszugehen. Jedes Wort ist gut zu hören.

Schließlich hält Chefdirigent Anthony Bramall am Pult den Abend musikalisch sehr gut zusammen. Mit dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz steht ihm ein erfahrener Lehár-erfahrener Klangkörper zur Verfügung, der vor allem die tückischen Wechsel der Tempi, die vielen „kitschigen“ Synkopen, aber auch die romantischen Streicherpassagen zur vollen musikalischen Entfaltung bringt.

Ihr „Ausziehfaktor“ ist enorm, heißt es im Stück. Wir meinen, dass auf jeden Fall der „Anziehungsfaktor“ der Musik, der Sänger und der Inszenierung für Opern- und vor allem Operettenfans sehr groß ist!

Die lustige Witwe

Operette

(teilweise nach einer fremden Grundidee)
Buch von Victor Léon und Leo Stein

Musik von Franz Lehár

Musikalische Leitung   Anthony Bramall
Regie   Josef E. Köpplinger
Choreografie   Adam Cooper
Bühne   Rainer Sinell
Kostüme   Alfred Mayerhofer
Licht   Michael Heidinger, Josef E. Köpplinger
Choreinstudierung   Felix Meybier
Dramaturgie   Daniel C. Schindler

Baron Mirko Zeta: Erwin Windegger. Valencienne, seine Frau: Jasmina Sakr. Graf
Danilo Danilowitsch: Daniel Prohaska. Hanna Glawari: Alexandra Reinprecht.
Camille de Rosillon: Lucian Krasznec. Vicomte Cascada: Peter Neustifter. Raoul
de St. Brioche: Juan Carlos Falcón. Bogdanowitsch: Maximilian Berling. Sylviane,
seine Frau: Susanne Seimel. Kromow: Frank Berg. Olga, seine Frau: Ann-Katrin
Naidu. Pritschitsch: Holger Ohlmann. Praskowia, seine Frau: Dagmar Hellberg.
Njegus: Sigrid Hauser. Der Tod: Adam Cooper. Lolo, Dodo, Jou-Jou, Frou-Frou,
Clo-Clo, Margot: Ballett.

Besuchte Vorstellung am 25. Oktober 2017, 19.30 Uhr 

Chor, Ballett, Statisterie und Kinderstatisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Auf Deutsch. Dauer: 2.30 Stunde  mit einer Pause. Das Programmheft mit vielen interessanten Texten zum Stück kostet 3,50 €. 

Telefonischer Kartenservice: +49 (89) 2185-1960

Website mit der Möglichkeit, Karten  zu bestellen: gaertnerplatztheater.de

Das Gärtnerplatztheater in München ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen.

Der Fußweg vom Marienplatz in München zum Theater dauert nur etwa 15 Minuten.

Wir danken der Pressestelle des Gärtnerplatztheaters für viele Informationen, die in diesen Artikel auf Opernfan.de mit eingeflossen sind! 


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